Vermögen als Medium der Herstellung von Verwandtschaftsräumen vom 16. bis zum 18. Jahrhundert

Projektleiterin: Univ.-Prof. Dr. Margareth Lanzinger

Projektmitarbeiter*innen: Dr. Janine Maegraith, Matthias Donabaum, MPhil

Projektlaufzeit: 2020–2023

Projektnummer: FWF – P 33348-G28

Das vorangegangene Projekt basierte auf der Annahme, dass ein beträchtlicher Teil des Vermögens in frühneuzeitlichen europäischen Gesellschaften über Heirat und Erbe transferiert wurde. Erbrecht und Erbansprüche waren dabei eng mit Verwandtschaft verknüpft und begründeten – so unser Befund – wirkmächtige Achsen der Konkurrenz. Entsprechende Handlungsoptionen und deren Umsetzung in die Praxis hingen wesentlich von den jeweils vorherrschenden Ehegüter- und Erbmodellen und deren Zusammenspiel ab.

Im Nachfolgeprojekts arbeiten wir weiterhin mit der Hypothese, dass Vermögen als ein grundlegendes Medium fungiert hat, über das Verwandtschaftsräume definiert und konstruiert wurden. Verwandtschaftsräume werden in diesem Kontext als soziale Räume gefasst, die sich über Kommunikation und Interaktion, über Aushandlungsprozesse, Konkurrenz und Konflikte konstituiert und strukturiert haben. Auf welche Weise dies konkret erfolgt ist, darauf ist die zentrale Forschungsfrage des Projekts gerichtet. Um zu einem umfassenden Bild zu gelangen, müssen Vermögenstransfers und Vermögensarrangements unter Einbeziehung sozialer, generationaler und geschlechtsspezifischer Implikationen analysiert werden.

Aus Sicht des Projekts setzt sich Vermögen dabei nicht nur aus Grund und Boden und aus Geldwerten zusammen, sondern schließt Rechte und Ansprüche, die sich daraus ableiten ließen, ebenso ein wie Objekte, die als Wertspeicher oder Dinge des Alltags Verwendung fanden oder aber mit symbolischer Bedeutung aufgeladen waren. Das Nachfolgeprojekt erweitert das Konzept von Vermögen um die Frage nach Formen der Finanzierung von Liegenschaftskäufen, nach Zugang zu Kredit und Kreditwürdigkeit.

Das Projekt ist in mehreren derzeit breit debattierten Forschungsfeldern verankert: in der Historischen Verwandtschaftsforschung, der Geschlechtergeschichte, in der Materiellen Kulturforschung, der Konsumgeschichte, der Geschichte von Kreditbeziehungen sowie in der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte von Ungleichheit. Das heuristische Potenzial ist hoch einzuschätzen. Denn ein innovativer Aspekt des Nachfolgeprojekts ist das gezielte und systematische Verflechten dieser Felder, um zu einer integrierten Perspektive zu gelangen.

Das südliche Tirol bietet ein ideales Laboratorium für das Erreichen der Projektziele, insbesondere aufgrund des zahlenmäßig wie inhaltlich überaus umfangreichen Archivmaterials zu frühneuzeitlichen zivilrechtlichen Angelegenheiten. Das Nachfolgeprojekt erweitert den Vergleich von Rechtsräumen, indem Gebiete des heutigen Niederösterreich mit ein einbezogen werden, wo im Unterschied zu Tirol eheliche Gütergemeinschaft vorgeherrscht hat, was sich auf Verwandtschaftslogiken ausgewirkt haben dürfte.

 

Projekt 1 (2016-2020)

Projektnummer: P29394-G28

Projektlaufzeit: 01. September 2016 bis 29. Februar 2020 (mit kostenneutraler Verlängerung)

Projektleiterin: Univ.-Prof. Dr. Margareth Lanzinger

Projektmitarbeiter*innen: Dr. Janine Maegraith, Mag. Johannes Kaska (seit Oktober 2017), Dr. Birgit Heinzle (März bis September 2017)

Ausgangspunkt des Projekts ist das Faktum, dass in den europäischen Gesellschaften der Frühen Neuzeit der Großteil des Vermögens über Heirat und Vererbung transferiert und in Besitz genommen wurde. Erbrechte und Erbansprüche waren eng mit Verwandtschaft verkoppelt.  Weiterlesen